Volksschulaufteilung mit unrealistischem Zeitplan und unklaren Folgen
Die Aufwertung des Volksschulstandortes und damit die Förderung unserer Kinder und der Ortsbelegung ist es mir ein besonderes Anliegen.
Das stetige Wachstum unseres Ortes und die Tatsache, dass Schulanfänger bereits 6 Jahre vorher über das Meldeamt mengenmäßig erfasst werden, hat mich bereits 2016 dazu bewogen die Platzsituation unserer Volksschule zu hinterfragen. Nach anfänglichen Beteuerungen wurde es im Laufe der Zeit tatsächlich klarer, dass diese Erweiterung unumgänglich ist.
Bei der Gemeinderatssitzung am 19 März 2019 wurde nun zur Lösung dieser Situation mehrheitlich einer Teilung des Schulsprengels entsprechend des Gemeindegebietes beschlossen, um sich größere Investitionen in unserer Volksschule (Aufstockung, etc.) zu ersparen.
„Optimistische“ 1,5 Jahre später sollte die provisorische Volksschule in Piberbach (im Schuljahr 2020/21) in Betrieb gehen. Meine Bedenken zum Zeitplan und zur restlichen Planung wurden schöngeredet. Leider haben sich meine Befürchtungen bewahrheitet. Jetzt, also mit einem Jahr Verzögerung geht ein Provisorium (zwei Klassen in Neukematen) in Betrieb. Organisatorische Details im Betrieb könnten eine Herausforderung werden.
Pläne für den Schulbau in Piberbach zur geplanten Inbetriebnahme 2023/24 fehlen. Es müssen auch hier ebenso jahrelange Verzögerungen befürchtet werden! Leider geht dies auf Kosten unserer Volksschulkinder, die hoffentlich nicht ihr gesamtes Volksschulleben in einem Provisorium absolvieren müssen.
Nachfolgend aufgelistete Vorteile der Schulteilung stehen aber auch wesentlichen Nachteilen gegenüber.
Vorteile:
+ zusätzlicher Turnsaal in Piberbach
+ mehr Grünflächen je Kind
Nachteile:
- keine Vernetzung der Kinder aus Kematen und Piberbach
- Keine Sanierung der VS Kematen geplant
- höhere Gesamtkosten und somit weniger freies Geld für sonstige Investitionen in Schule
- Dorfbelebung in Kematen abgeschwächt
- keine zusätzliche Mehrfachnutzung
- Organisatorische Erschwerniss durch Schulbetrieb an zwei verschieden Standorten
- ev. reduziertes Zusatzangebot (Vorschule, gesunde Jause,…) da schwerer umsetzbar
Es bedarf jeweils eines gewissenhaften und objektiven Abwiegens der Vor- & Nachteile. Dies ist aus meiner Sicht bei der mehrheitlich beschlossenen Teilung der Volksschule nicht ausreichend erfolgt.
Als Entscheidungsträger sehe ich es aber als unumgänglich, mir hier umfangreiche Gedanken zu machen um die Situation zu optimieren und gemeinsam realistisch bewerten zu können!
Der zwischenzeitlich in Kematen und Piberbach aufgeteilte Schulsprengel ist aktuell wieder zu einem gemeinsamen Schulsprengel zusammengeführt und die Volksschule Kematen betreibt nun provisorisch eine „Aussenstelle“ mit 2 Klassen in Neukematen.
Dieses Modell ist eine organisatorische Herausforderung und bedarf der Klärung vieler zusätzlicher Details:
Bekommen wir zusätzliche Lehrerstunden wegen kleineren Klassen oder muss auf Zusatzangebote (Sprachförderung, …) verzichtet werden.
Von wo kommen Aushilfen bei zeitweiliger Verhinderung einer Lehrkraft an Außenstelle?
Gibt es zum Start der neuen Schule sichere Gehwegverbindungen für die Kinder?
Ab wann (Entfernung) werden Kinder transportiert (gefördert ab 2km)?
Wie sieht der Finanzierungsplan für das ca. 4 Mill. Projekt tatsächlich aus.
Ein konkretes Projekt ist noch nicht genehmigt. 2023 soll der Schulbetrieb starten. Verzögerungen wie beim Provisorium (hier bereits ein Jahr hinter dem Zeitplan) sind bei aktuellem Projektfortschritt zu erwarten.
Wie wird umgangen, wenn es bei der Genehmigung Abweichungen zur Erwartung gibt (ev. keine eigenständige Schule, weniger Nebenräume,….). Gibt es Plan B ?
Wer ist Errichter der Schule und kann Entscheidungen zu offenen Fragen treffen.
Zu bedenken ist dabei, dass der verkündete Zeitplan (Eröffnung 2023) einerseits wegen der erwarteten Wirtschafts- & Finanzlage und andererseits durch die einfach notwendige Abwicklungszeiten und gesetzlichen Vorgaben (erreichen von mind. 100 Volksschüler aus diesem Schulsprengels und Nachweis über die letzten 5 Jahre) unrealistisch ist. Somit ist zu befürchten, dass es sich um ein längeres Provisorium handeln könnte als versprochen wurde.
Weiter betrachte ich diese Entscheidung als Schritt in die falsche Richtung, da ich eher ein zusammenwachsen als ein Trennen der Gemeinden Kematen und Piberbach für sinnvoll halte. Ein wichtiger Grundstein dazu liegt in einer gemeinsamen aufgewerteten Volksschule.
Gemeindeübergreifende Investitionen sehe ich grundsätzlich positive da sie meist zu qualitätsvolleren & kostengünstigeren Strukturen führen. Im konkreten Fall kann ich jedoch diesen Effekt nicht nachvollziehen.
Bei rechtzeitiger Bedarfsplanung hätte dieses Geld besser in einen Ausbau vor Ort (mit Potenzial für vielseitige Nutzung durch andere Kinderbetreuungsangebote oder für Vereine) gesteckt werden sollen. Bei einer durchdachten Aufstockung wäre auch keine Grün- oder Spielfläche verloren gegangen und es hätte auch Potenzial für darunterliegende geschützte Außenbereiche zum Spielen gegeben. Ebenso hätte in diesem Zuge die gesetzlich erforderliche Barrierefreiheit oder eine verbesserte Lüftung auch für unsere Kinder umgesetzt werden können. Auch hätte es für mich größere oder kleinere Konzepte alternative Erweiterungsansätzen und Kombinationsnutzungen zu prüfen gegeben. Das so ersparte Geld hätte lieber in die Verbesserung des Schulumfeldes investiert werden sollen. Leider gab es aber dazu seit August 2019 keine Bildungsausschusssitzung mehr. Auch im Gemeinderat bekamen diese Ansätze keine Chance da schon alles in eine Richtung vorbereitet wurde.
Ich nehme die mehrheitlich getroffene Entscheidung zur Kenntnis, halte diese aber persönlich für unausgereift und kurzsichtig. Unabhängig davon gilt es nun, das Optimum für unsere Kinder und unseren Ort daraus zu machen, indem wir verbindliche und realistische Informationen weitergeben.
Ich werde mich mit der Liste PRO Kematen dafür einsetzen, dass zukünftig Entscheidungen auf Grundlage von klaren Konzepten mit einer neutralen Analyse der jeweiligen Vor- und Nachteile getroffen werden.
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